
Das Schützenhaus in Sarstedt wurde Donnerstagabend zum Treffpunkt für sicherheitspolitisch interessierte Bürgerinnen und Bürger. Die CDU Sarstedt hatte zu einer hochkarätigen Podiumsdiskussion eingeladen, um unter dem Titel „Sicherheit im Wandel: Bundeswehr, Zivilschutz und die Rolle Europas“ zentrale Fragen der deutschen und europäischen Sicherheitspolitik zu beleuchten. Zahlreiche Gäste nutzten die Gelegenheit, mit der MdEP Lena Düpont, Kapitänleutnant Florian Rohmann (Bundeswehr) und Dr. Christian Rathke (THW) über Herausforderungen und Zukunftsperspektiven zu diskutieren.
Kritisiert wurden vor allem zu langsame und bürokratische Beschaffungsprozesse bei der Bundeswehr. Die von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene „Zeitenwende“ sei ein Beispiel dafür, dass wichtige Weichenstellungen im Ernstfall zu spät kämen. Mit Blick auf die kommenden Jahre, insbesondere 2027 und 2029, mahnte Rohmann, dass Deutschland gemeinsam mit den Bündnispartnern verteidigungsfähig sein müsse. Die Bundeswehr müsse sich von der Suche nach idealen „Goldrandlösungen“ verabschieden und stattdessen pragmatisch und direkt bei der Industrie einkaufen, umdie Einsatzbereitschaft zu gewährleisten, unterstrich Kucharczyk. Dr. Christian Rathke betonte die Schwächen im deutschen Zivilschutz, insbesondere die mangelnde Ausstattung und Infrastruktur. Deutschland sei aktuell nicht ausreichend auf großflächige Krisenszenarien vorbereitet und müsse dringend Kapazitäten aufbauen.
Alle Referenten unterstrichen die Notwendigkeit eines Mentalitätswandels: Die Bevölkerung müsse offener über realistische Risiken informiert und stärker in die Verantwortung eingebunden werden. Während andere europäische Staaten wie Schweden angesichts der angespannten sicherheitspolitischen LageInformationsbroschüren an alle Haushalte verschickt haben – mit klaren Handlungsempfehlungen dazu, welche Vorräte für den Krisenfall gelagert werden sollten und wie sich die Bevölkerung im Ernstfall zu verhalten hat –, fehlt es in Deutschlandoftmals an offener, klarer Kommunikation. „Es muss eine Zeitenwende der deutschen Mentalität stattfinden“, forderte Jan Kucharczyk. „Wir müssen uns als Gesellschaft trauen, der Realität ins Auge zu blicken und dürfen nicht länger davor zurückschrecken, offen darüber zu sprechen.“